Re: Star Trek
Verfasst: Mo 17. Nov 2008, 20:19
Hier gibt es ab jetzt den neuen Trailer in HD-Qualität.
Scooby Doo hat geschrieben: ...Shaun of the Dead hab ich nicht gesehen ...
1. Spotlight: "Natürlich habe ich Angst." - J. J. Abrams präsentiert "Star Trek" in Köln
von Christian Humberg
Am 12. November 2008 kam der amerikanische Regisseur J. J. Abrams nach Köln, um einem ausgewählten Publikum aus Journalisten, Lizenznehmern und Kinobetreibern erste Szenen aus seinem neuen Film vorzustellen, der im Mai kommenden Jahres starten soll. Wir waren dabei. Und auch Sie haben vielleicht schon von dem Film gehört. Er heißt „Star Trek“ …
Neudefinition eines Dinosauriers
Für die eiligen Leser das Wichtigste zuerst: Ja.
Das ist die Antwort auf vermutlich die meisten Fragen, die Sie uns in Bezug auf Abrams’ Reboot des wohl bekanntesten SF-Franchise der Welt stellen können. Taugt der Film was? Ja. Hält er sich an in über 40 Jahren etablierte Fakten und Zustände? Ja. Ist es ein Film, der den Namen „Star Trek“ tragen darf – gaaaaanz, gaaaanz wirklich und auch in den Augen der kritischsten Altfans?
Ja. Ganz klar: ja.
Die vier Sequenzen mit einer Gesamtlänge von vielleicht fünfundzwanzig Minuten, welche J. J. Abrams dem überraschend gut gefüllten Saal des Kölner Cinedoms an jenem Morgen präsentierte und mit interessanten Fakten und Anekdoten garnierte, nun ja, sie rocken. Wie die Sau. Anders kann man das nicht sagen.
Abrams ist ein begnadeter Action-Regisseur, der es versteht, selbst den dramaturgisch unnötigsten Szenen ein Tempo und eine Spannungskurve zu verleihen, dass man als Zuschauer schweißgebadet im Sessel sitzt und mitfiebert. Genau diese Behandlung hat er, so machen die Sequenzen überdeutlich, auch Gene Roddenberrys Sternensaga angedeihen lassen. Und nein, das ist nicht schlecht. Im Gegenteil.
Sequenz eins der in Köln präsentierten Filmausschnitte handelte von James T. Kirk, der laut Abrams mit eben diesen Szenen in die Story eingeführt werde. Kirk (Chris Pine) sitzt darin an der Bar einer zwielichtigen Spelunke in Iowa, als plötzlich eine bildhübsche junge Frau neben ihn tritt und Getränke bestellt. Kirk sieht seine Chance gekommen und labert sie dumm an, woraufhin die dunkle Schönheit ihm gekonnt die kalte Schulter zeigt. Nicht einmal ihren Namen will sie ihm nennen, rückt nach mehrmaligem Nachfragen aber doch eine Information heraus: Sie heiße Uhura (Zoe Saldana).
Wenige Sätze später hat „Farmboy“ Kirk die Fäuste mehrerer Sternenflotten-Mitglieder im Gesicht, denen es gar nicht gefällt, dass so ein Landei eine der ihren anbaggern will – und erst als Captain Pike (Bruce Greenwood) den Raum betritt, lassen die Bullies von dem keuchenden Großmaul ab. Und Pike ist, wie es scheint, wegen Kirk hier, drückt dem Jungen ein Gespräch über Werte und Verantwortung aufs Ohr, und schaut selbst erstaunt, als es Früchte trägt und sich Kirk am nächsten Morgen für eine Ausbildung bei der Flotte anmeldet.
Sequenz zwei spielte drei Jahre später. An Bord der U.S.S. Enterprise. Jaaa, ihre Warpgondeln sehen anders aus als bisher. Die Brücke ist futuristischer als die von Shatner, die Gänge des Schiffes sind heller und von deutlich hektischeren Statisten bevölkert. Na und? Die Enterprise ist hier noch Pikes Schiff, und Kirk hat sich mit Hilfe von Dr. McCoy (Karl Urban) an Bord geschlichen, was einem gewissen vulkanischen ersten Offizier absolut nicht gefällt. Dann passiert etwas Böses mit Romulanern und Vulkaniern, und unser Farmboy darf erstmals seinen wahren Wert beweisen.
Sequenz drei. Oh, diese Sequenz drei. Fanherzen schlugen höher im Cinedom, denn nun betrat Leonard Nimoy die Leinwand. Sozusagen. Alt-Spock trifft dank einer Zeitreisesache, die ein gewisser Doctor wohl als „wibbly-wobbly, timey-wimey“ abgetan hätte, auf den jungen Kirk und den jungen Scotty (Simon Pegg). Und am Ende hebt er die Hand zum vulkanischen Gruß, und … hach. Einfach nur Hach.
Sequenz vier zeigte, wie Kirk und Sulu (John Cho) sich gegen die bad guys des Streifens verteidigen müssen – wobei Sulu durch sein Fechttalent brilliert.
Gretchenfrage fürs Fandom: Die Sache mit dem Canon
Bringen wir es hinter uns: Ja, Abrams’ „Star Trek“ schlachtet ein paar heilige Kühe der bisher etablierten Serienhistorie. Wenn Sie sich darüber aufregen, dass Uhura in diesem Film ihr Uniformoberteil auszieht … Wenn Sie unbedingt darauf bestehen, dass Captain Pikes Charakter (und Schicksal) so beschrieben werden muss, wie es in der „Classic“-Serie geschah … Wenn Sie der Meinung sind, dass Action und „Star Trek“ nicht zusammenpassen, nun, dann ist dieser Film nicht für Sie gedacht. Abrams kennt, versteht und, so vermittelt er zumindest glaubhaft, respektiert die optimistische Grundeinstellung, die im Kern von Gene Roddenberrys Schöpfung liegt. Aber er weiß auch, wie ein 150 Millionen US-Dollar teurer Film aussehen und wirken muss, der ein Franchise revitalisieren soll, das vor nicht einmal drei Jahren noch mit dem Vermerk „Endgültig tot gemolkene Ex-Geldkuh“ zu den Akten gelegt wurde. Abrams ist bereit, einige heilige Kühe zu opfern, um das Projekt „Star Trek“ wieder zu einem namhaften zu machen. Und er hofft auf ein ebenso williges Publikum.
„Natürlich habe ich Angst“, gab der Regisseur nach der Präsentation freimütig zu, als ich ihn in einer Suite des NH Hotels im Kölner Mediapark zum Interview traf. „Aber wissen Sie, was? Alle, die die neue Enterprise gesehen haben und jetzt ausrasten, weil die Warpgondeln nicht so aussehen, wie sie es sich wünschen – nun, diese Menschen werden immer etwas auszusetzen haben, egal, was wir auch machen. Das tut mir leid, doch die gute Nachricht ist, sie müssen sich den Film nicht ansehen. Ich hoffe, sie tun es, denn ich würde zu gerne ihre Reaktionen sehen. Aber … Dieser Film ist für zukünftige Fans von ‚Star Trek’. Nicht nur für existierende Fans. Und ich hoffe, dass auch existierende Fans ihn sich ansehen und ihn genießen werden. Wir bieten ihnen vieles, aber wir haben den Film nicht allein für sie gemacht.“
Es ist also eine Gretchenfrage, die sich das weltweite Fandom stellen muss, wenn „Star Trek“ im Mai 2009 in die Kinos kommt: Sind wir Fans bereit, einen solchen Neustart zu akzeptieren? Sind wir bereit, uns mit offenem Geist auf das Abenteuer einzulassen, ein weiteres Mal? Ist die oberteillose Uhura aus dem just gestarteten Kinotrailer ein Sakrileg? Oder doch eine hübsche Frau in Unterwäsche?
Ich habe keine Ahnung, wie Sie das sehen. Doch wenn Sie diesem Artikel bis hierher gefolgt sind, schlägt auch in Ihnen ein Fanherz. Und dann möchte ich Sie mit folgendem Gedanken in den Rest dieser Ausgabe des Corona Magazins entlassen: Lange bevor „Star Trek: Enterprise“ den Gnadenschuss bekam und abgesetzt wurde, schrie das Fandom nach einem frischen Wind fürs Franchise. Nach einem Showrunner mit einer Vision, der die Zügel in die Hand nehmen und aus „Star Trek“ wieder ein qualitativ wie wirtschaftlich vorzeigbares Produkt machen könnte. Namen wie Joe Michael Straczynski und Joss Whedon wurden in den Raum geworfen.
Und wissen Sie, was? Wir haben diesen Showrunner bekommen! Der Wunsch wurde erfüllt und sein Name ist Abrams. „Star Trek“ musste sich wandeln, um weiterhin zu funktionieren. Und wenn man ein Auto, das frontal gegen einen Baum gefahren wurde, retten will, kann man nicht im Vorwärtsgang weiterfahren. Logisch, oder?
Warten wir ab, was uns J. J. Abrams im Mai zu zeigen und zu sagen hat. Es wird, soviel steht zweifelsfrei fest, das Fandom spalten. Aber – und diese Hoffnung hat sein Besuch in Köln eindrucksvoll untermauert – es kann auch der kreative Schub sein, den wir Fans uns erhofft haben. Momentan sieht alles danach aus.
Doch, sehr viel sogar. Nur halt modern, mit neuen Leuten. In den Filmen ging es fast immer mehr um Action als um Forschung.iob hat geschrieben:Hat zwar nichts mehr mit dem alten Star Trek zu tun
Fazit: J.J. Abrams ist im Schnelldurchlauf vom „Star Trek“-Novizen zum Meister aufgestiegen. Sein „Die Zukunft hat begonnen“ ist gewiss nicht visionär, aber unglaublich gutes, sehr charmantes Entertainment, das extrem rockt. Abrams bewahrt klug den Trash-Appeal der Anfangsjahre, mischt ein bisschen Weltraum-Soap bei und klotzt ansonsten, bis die Beamer glühen. Der „Star Trek“-Neustart ist perfekt geglückt, Abrams‘ Film kann sich selbst mit den besten Werken der Reihe (Der Zorn des Khan, Zurück in die Gegenwart und Der erste Kontakt) spielend messen. Mission accomplished. Next one, please.