[Rec]

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Moderator: Krallzehe

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Spike
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[Rec]

Beitrag von Spike »

Hört sich ja ganz gut an :)

http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,551780,00.html
Gut geklaut, besser gegruselt

Per Handkamera gefilmte Horrorfilme sind seit "Blair Witch Project" zwar nicht mehr wirklich originell, doch der kleine, gemeine Schocker "[Rec]" aus Spanien zeigt, dass sie noch richtig gut sein können.

Es sieht nach einer ruhigen Nacht aus in der unscheinbaren Feuerwache irgendwo in Barcelona. Die Männer essen gemütlich zu Abend, es gehen kaum Notrufe ein, totale Routine. Mittendrin steht die Reporterin Angela (Manuela Velasco) und versucht, mit bemüht guter Laune das Nichtvorhandensein spannender Ereignisse anzumoderieren. Mit ihrem Kameramann will sie eine Dokumentation über eine Nacht im Leben der Feuerwehrmänner drehen, was natürlich ein Problem ist, wenn weit und breit kein Feuer ausbricht.

So schleicht sie durch die Gänge, spricht mit der Rezeptionistin, beschreibt die Uniformen, starrt an die Wand und wartet darauf, dass es vielleicht doch noch einen Einsatz gibt, wenigstens einen kleinen, damit man immerhin mal im Wagen mitfahren kann. Oh ja, und den gibt es dann auch. Eine alte Frau, die wild kreischend in ihrer Wohnung die Nachbarn um den Schlaf bringt. Hinfahren und nach dem Rechten sehen. Toll. Die Fahrer des Wagens bieten ihr sogar an, ausnahmsweise für so eine Kleinigkeit das Blaulicht anzumachen.

Im Wohnhaus angekommen, warten auch schon Polizei und genervte Anwohner im Treppenhaus, das gibt ein paar schöne Bilder. Der Kameramann hält immer drauf, das TV-Duo darf mit hoch in die Wohnung, und da steht sie dann, die alte Dame, verwirrt und aggressiv. Hungrig. Und bissig. Schnell fehlt einem der Polizisten ein Stück vom Hals.

Erst jetzt bricht die Hölle los im spanischen Horrorfilm [Rec], der heute in die Kinos kommt. Die Regisseure Jaume Balagueró und Paco Plaza haben sich Zeit genommen für ihren betont unaufregenden Einstieg, doch auf einmal gibt es kein Zurück. Niemand kommt aus dem Haus heraus, es wird abgeriegelt und versiegelt. Was auch immer darin vorgeht, es ist ansteckend.

Was dann passiert, sollte eigentlich Horror-Standardware sein: Blut und Fleischfetzen, Überraschungsangriffe von Infizierten, ständige Dezimierung der Anwesenden. Auch dass das Ganze konsequent aus der verwackelten Perspektive der Handkamera des TV-Teams gezeigt wird, ist nicht gerade originell. Auf die Weise hat vor über zehn Jahren schon das legendäre "Blair Witch Project" seinen Siegeszug durch die Multiplexe begonnen. Vor kurzem erst feierte das Monsterspektakel "Cloverfield" mit Amateur-Optik weltweit Erfolge, auch wenn der Film dem voran gegangenen Hype nicht ganz gerecht werden konnte. Und sogar Altmeister George Romero lässt in seiner neuen Zombie-Episode "Diary of the Dead", die in Deutschland noch keinen offiziellen Starttermin hat, die Protagonisten das Geschehen selbst filmen.

Macht alles nichts, denn [Rec] mag zwar in weiten Teilen aus allen möglichen Klassikern wie "28 Days Later", "Dawn of the Dead" oder eben "Blair Witch Project" zusammengeklaut sein, aber die Filmemacher haben so gut geklaut, dass es eine Freude ist. Wenn die Türen des Hauses erstmal verschlossen sind, wird aus dem Film eine wilde und mitreißende Achterbahnfahrt. Pausen zum Durchatmen gibt es nicht, es geht immer noch ein bisschen schneller, noch schockierender, noch klaustrophobischer, noch entsetzlicher, 75 Minuten lang, bis zum wundervoll überreizten Finale. [Rec] tut auf gänzlich unprätentiöse Weise und ohne übertriebene Splattereffekte das, was ein guter Horrorfilm immer machen sollte und doch so selten wirklich schafft: erschrecken, Angst einjagen, niemals Langeweile aufkommen lassen.

Eine Freude für jeden Fan. Das amerikanische Remake ist übrigens schon in der Mache. "Quarantine" soll es heißen und im Herbst in die Kinos kommen. Darauf zu warten, lohnt sich nicht. [Rec] ist eigentlich nicht zu verbessern.
„Wissen ist Nacht!“
Prof. Dr. Abdul Nachtigaller
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